Orchester des 18. Jahrhunderts (© Annelies van der Vegt)
1981 gründete Frans Brüggen mit einigen befreundeten Künstlern das Orchestra of the Eighteenth Century: 50 junge Musiker*innen aus mehr als 15 Ländern kamen in Amsterdam zusammen, um ihre musikalischen Kräfte zu bündeln. Als Spezialist*innen für die Musik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts spielten sie auf historischen Instrumenten oder auf zeitgenössischen Kopien.
Frans Brüggen galt als berühmtester Blockflötist der Welt. Er studierte Musikwissenschaft und erhielt bereits im Alter von 21 Jahren einen Ruf an das Königliche Konservatorium in Den Haag. Später hielt er Positionen als Professor an der Harvard University und an der University of Berkeley inne. Im August 2014 musste sich das Orchester von seinem Freund, Dirigenten und Gründungsvater Frans Brüggen für immer verabschieden. Das Orchester beschloss, die Tradition von sieben Projekten pro Jahr fortzusetzen und nun Gäste als musikalische Leiter einzuladen. Brüggens Inspiration wird bleiben und das Orchester auch in den kommenden Jahren bewegen. Gastdirigenten wie Daniel Reuss, Kenneth Montgomery, Sir Roger Norrington, Philippe Herreweghe, Sigiswald Kuijken, Marcus Creed, Jonathan Nott, Andrea Marcon, Jonathan Darlington und Iván Fischer führten das Orchester auf internationalen Tourneen, befreundete Solist*innen wurden als musikalische Leiter*innen eingeladen, darunter Kristian Bezuidenhout, Isabelle Faust, Alexander Melnikov, Nicolas Altstaedt und Maria João Pires. Anlässlich von Frans Brüggens fünftem Todestag im August 2019 schrieb sein Freund und Wegbegleiter Louis Andriessen sein neues Werk »May« für das Orchester, das im Dezember 2020 im Amsterdamer Concertgebouw seine Premiere feierte. Die Aufführung sollte der Auftakt für den 40. Geburtstag des Orchesters werden: die ersten vier glücklichen Jahrzehnte mit 50 Freunden, die 300 Kompositionen von 38 Komponisten während 169 Tourneen in 350 Städten, 35 Ländern und fünf Kontinenten aufführten. Mitten in der Corona-Pandemie geschah dies jedoch in einem Streaming-Konzert ohne Live-Publikum. Erst in der aktuellen Saison wird Andriessens letztes vollendetes Werk wie geplant aufgeführt.